Seit dem 1. Januar 2024 ist die Wärmeplanung eine verbindliche Aufgabe für Kommunen in Deutschland. Ein Jahr nach Inkrafttreten des Wärmeplanungsgesetzes hat das Fraunhofer-Exzellenzcluster „Integrierte Energiesysteme“ (CINES) eine Umfrage durchgeführt, um herauszufinden, wie Städte und Gemeinden mit dieser neuen Verpflichtung umgehen. Die Ergebnisse zeigen, dass insbesondere der Mangel an qualifiziertem Personal sowie die Abstimmung zwischen den verschiedenen Beteiligten als große Herausforderungen gesehen werden.
Ergebnisse der Umfrage: Personal- und Kommunikationsprobleme als größte Hürden
Die Studie, die nicht repräsentativ ist, befragte 267 kommunale Akteure zu ihren Erfahrungen mit der Wärmeplanung. Ziel war es, Erfolgsfaktoren und Schwierigkeiten zu identifizieren sowie herauszufinden, welche Maßnahmen bereits umgesetzt werden konnten.
Dr. Anna Billerbeck, die Leiterin der Studie, erläutert den Hintergrund: „Seitdem die Wärmeplanung für Kommunen verpflichtend ist, stehen viele Städte und Gemeinden vor enormen Herausforderungen. Mit unserer Umfrage wollten wir ein Stimmungsbild aus der Praxis einholen und herausfinden, wo Kommunen konkrete Unterstützung benötigen.“
Engpässe in mehreren Bereichen: Fachkräfte, Finanzierung und Daten
Das Fraunhofer-Team um Dr. Billerbeck, Dr. Markus Fritz und Dr. Stella Oberle untersuchte verschiedene Aspekte der Wärmeplanung und bat die Befragten, deren Wichtigkeit und den damit verbundenen Schwierigkeitsgrad zu bewerten.
Die Auswertung zeigt, dass die Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal als besonders wichtig, aber auch als besonders herausfordernd empfunden wird. Ähnlich verhält es sich mit der finanziellen Förderung und der Bereitstellung relevanter Daten, die als Grundlage für eine effektive Planung benötigt werden.
Etwas weniger problematisch sehen die Befragten dagegen die Verfügbarkeit von Leitfäden sowie den Austausch mit anderen Gemeinden. Hier profitieren die Kommunen offensichtlich von bestehenden Informationsangeboten durch Fachverbände und Energieagenturen, erklärt Billerbeck.
Schwierige Abstimmung zwischen den Beteiligten
Neben organisatorischen Hürden ist auch die Abstimmung zwischen verschiedenen Akteuren eine große Herausforderung. Die Kommunikation zwischen lokalen Stakeholdern sowie die Erarbeitung eines gemeinsamen Zielbildes gestalten sich oft schwierig. Billerbeck betont: „Die unterschiedlichen Interessen der beteiligten Gruppen zu moderieren, ist eine anspruchsvolle Aufgabe.“
Die Umfrage zeigt zudem, dass verschiedene Akteursgruppen die Prioritäten unterschiedlich bewerten: Während kommunale Verwaltungen die Bedeutung vieler Aspekte besonders hoch einschätzen, betonen Stadtwerke und Netzbetreiber stärker die praktischen Herausforderungen bei der Umsetzung. Hier wird deutlich, dass Planer und Umsetzer oft unterschiedliche Perspektiven haben – ein Spannungsfeld, das gut moderiert werden muss, um eine reibungslose Umsetzung der Wärmeplanung zu ermöglichen.
Umsetzung: Wärmenetze im Fokus, Gasnetze kaum relevant
In Bezug auf bereits umgesetzte Maßnahmen zeigt sich eine klare Präferenz für Wärmenetze. Rund 20 Prozent der Befragten gaben an, Machbarkeitsstudien für Wärmenetze durchzuführen. Der Ausbau oder die Verdichtung bestehender Netze (16 Prozent) sowie die Erzeugung erneuerbarer Wärme in diesen Netzen (14 Prozent) sind weitere Schwerpunkte.
Deutlich weniger Kommunen setzen bisher auf gebäudebezogene Maßnahmen wie Sanierungen (9 Prozent) oder den Austausch von Heizsystemen (8 Prozent). Gasnetze spielen in der aktuellen Planung kaum eine Rolle: Nur etwa 4 Prozent der Befragten beschäftigen sich mit Machbarkeitsstudien oder der möglichen Umstellung auf Wasserstoff.
Unterstützung durch Fraunhofer: Tools für eine bessere Wärmeplanung
Um Kommunen bei der Wärmeplanung zu unterstützen, hat das Fraunhofer-Team verschiedene Lösungen entwickelt. Unter dem Namen „KWP@Fraunhofer“ bietet das Institut unter anderem:
- Partizipationslösungen, um die Zusammenarbeit mit Stakeholdern zu verbessern,
- ein Software-Tool zur Datensammlung, das Kommunen bei der Erhebung relevanter Informationen unterstützt,
- einen Chatbot-Prototypen, der Antworten und Maßnahmenvorschläge für die Wärmeplanung liefert.
Diese digitalen Werkzeuge sollen Kommunen helfen, die Herausforderungen der Wärmeplanung effizienter zu bewältigen und die Energiewende vor Ort erfolgreich umzusetzen.
Einen ausführlichen Bericht findet man hier
PM: Fraunhofer CINES und Grafik