In Belgien beginnt der schrittweise Ausstieg aus der Atomenergie in eine entscheidende Phase: Am 14. Februar 2025 wurde das Atomkraftwerk Doel 1 vom Netz genommen und stillgelegt. Dies ist das erste von drei Kraftwerken, die im Laufe des Jahres 2025 abgeschaltet werden. Bereits in den vergangenen fünf Jahren wurden in Westeuropa 17 Atomkraftwerke stillgelegt. Doch was bedeutet das für Verbraucher in Belgien und darüber hinaus?
Welche Atomkraftwerke werden abgeschaltet?
Nach dem belgischen Atomausstiegsgesetz, das einst sieben Atomkraftwerke regulierte, wurden bereits die Reaktoren Doel 3 und Tihange 2 im Jahr 2023 vom Netz genommen. Nun folgen:
- Doel 1 (Abschaltung am 14. Februar 2025)
- Doel 2 (geplante Abschaltung nach dem 30. November 2025)
- Tihange 1 (geplante Abschaltung am 1. Oktober 2025)
Diese Kraftwerke gehören zu den ältesten in Belgien. Doel 1 und Doel 2 gingen 1975 ans Netz und sollten ursprünglich bereits 2015 nach 40 Jahren Betriebszeit abgeschaltet werden. Aufgrund einer Laufzeitverlängerung wurden sie jedoch weitere zehn Jahre betrieben. Mit einer Bruttoleistung von nur 454 Megawatt (MW) gehörte Doel 1 zu den kleineren Reaktoren Europas.
Warum werden einige Atomkraftwerke länger betrieben?
Während drei Kernkraftwerke stillgelegt werden, bleiben zwei Reaktoren bis 2035 in Betrieb:
- Doel 4 (1.026 MW)
- Tihange 3 (1.030 MW)
Die belgische Regierung hat eine Verlängerung ihrer Laufzeiten beschlossen und unterstützt den Weiterbetrieb durch staatliche Subventionen. Ein Joint Venture namens BE-NUC, an dem der belgische Staat und der Betreiber Electrabel jeweils 50 % der Anteile halten, wurde gegründet, um den Weiterbetrieb zu finanzieren.
Die EU-Kommission prüft jedoch, ob diese finanzielle Unterstützung mit den europäischen Wettbewerbsregeln vereinbar ist. Insbesondere wird die staatliche Mindestvergütung für Atomstrom kritisch betrachtet. Diese stellt sicher, dass der Staat einspringt, falls die Erlöse an der Strombörse unter eine festgelegte Grenze fallen.
Was bedeutet das für Verbraucher in Belgien?
- Strompreise: Kurzfristig könnte sich die Stilllegung von drei weiteren Atomkraftwerken auf die Strompreise auswirken. Da Atomkraftwerke eine konstante Stromproduktion liefern, könnten Schwankungen im Stromnetz und höhere Kosten auftreten, falls alternative Energiequellen nicht ausreichen.
- Energiesicherheit: Belgien wird verstärkt auf erneuerbare Energien und Stromimporte angewiesen sein. Der Weiterbetrieb von Doel 4 und Tihange 3 bis 2035 soll helfen, Engpässe zu vermeiden.
- Umweltaspekte: Atomkraft hat eine niedrige CO₂-Bilanz. Die Abschaltung von Reaktoren könnte dazu führen, dass kurzfristig wieder mehr fossile Energieträger genutzt werden.
Atomkraft in Europa: Ein Rückblick auf die letzten fünf Jahre
Seit 2020 wurden in Westeuropa 17 Atomkraftwerke stillgelegt, darunter sechs in Großbritannien und Deutschland sowie je zwei in Frankreich und Belgien. Lediglich drei neue Kraftwerke gingen in Betrieb:
- Olkiluoto 3 (Finnland)
- Flamanville 3 (Frankreich)
- Mochovce 3 (Slowakei)
Mit den bevorstehenden Stilllegungen von Doel 1, Doel 2 und Tihange 1 steigt die Gesamtzahl der abgeschalteten Atomkraftwerke in Westeuropa bis Ende 2025 auf 20 Reaktoren.
Fazit
Belgien setzt seinen Atomausstieg planmäßig fort, auch wenn der Weiterbetrieb zweier Reaktoren bis 2035 unterstützt wird. Verbraucher sollten sich auf mögliche Preissteigerungen und eine zunehmende Abhängigkeit von Importstrom einstellen. Die EU prüft, ob staatliche Subventionen in diesem Bereich zulässig sind. In der gesamten EU setzt sich der Trend zur Stilllegung alter Reaktoren fort, während nur wenige neue gebaut werden. Der Energiemarkt bleibt also in Bewegung.
Alf van Beem, CC0, via Wikimedia Commons
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