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Atomkraft: Warum sie keine Renaissance erlebt

Seit Jahren stagniert der globale Markt für Atomkraftwerke auf niedrigem Niveau – und eine echte Wiederbelebung ist nicht in Sicht. Auch wenn der Strombedarf, etwa durch Rechenzentren für Künstliche Intelligenz, stark wächst, sind neue Atomkraftwerke aufgrund ihrer extrem langen Bauzeiten keine realistische Lösung.

Kaum neue Atomkraftwerke weltweit

Laut der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) gingen im Jahr 2024 weltweit nur sechs neue Atomkraftwerke ans Netz. Gleichzeitig wurden vier alte Anlagen endgültig stillgelegt. Damit liegt der Netto-Zuwachs bei lediglich zwei neuen Reaktoren – ein denkbar schwaches Wachstum.

Diese neuen Anlagen mit einer Gesamtleistung von 6.813 Megawatt (MW) wurden unter anderem in den Vereinigten Arabischen Emiraten, China, Indien, Frankreich und den USA in Betrieb genommen. Gleichzeitig wurden ältere Reaktoren mit einer Gesamtleistung von 2.891 MW abgeschaltet.

Hohe Kosten, lange Bauzeiten, große Risiken

Warum kommt die Atomkraft nicht in Schwung? Die Gründe sind seit Jahren dieselben:

  • Hohe Investitionskosten: Der Bau eines Atomkraftwerks verschlingt Milliarden.
  • Lange Bauzeiten: Es dauert oft 10 bis 15 Jahre, bis eine Anlage fertiggestellt ist.
  • Finanzielle Risiken: Private Unternehmen scheuen diese Investitionen, sodass meist nur staatliche Firmen Atomkraftwerke bauen können.

Ein Beispiel für die extremen Kosten und Verzögerungen ist das französische Atomkraftwerk Flamanville 3, das 2024 ans Netz ging. Ursprünglich sollte es 3,3 Milliarden Euro kosten und nach fünf Jahren Bauzeit fertig sein. Tatsächlich hat der Bau 17 Jahre gedauert und 23,7 Milliarden Euro verschlungen. Der Strompreis aus diesem Kraftwerk wäre so hoch, dass er kaum wettbewerbsfähig ist.

Kleine Reaktoren – keine Lösung

Auch die oft als Zukunftsmodell gepriesenen kleinen, modularen Atomreaktoren (SMR) lösen die Probleme der Atomkraft nicht. Das Vorzeigeprojekt in den USA, das Idaho-SMR-Projekt, wurde wegen explodierender Kosten eingestellt. Selbst kleinere Atomkraftwerke bleiben teuer und unrentabel.

Erneuerbare Energien sind schneller und günstiger

Atomkraft kann mit erneuerbaren Energien nicht mithalten. Während die weltweit neu installierte Atomkraftleistung 2024 bei 3.922 MW lag, hat China allein in diesem Jahr 277.000 MW an Solaranlagen neu in Betrieb genommen – ein Rekordwert.

IWR-Chef Dr. Norbert Allnoch bringt es auf den Punkt: „Angesicht eines möglichen steigenden Strombedarfs von KI-Rechenzentren sind Atomkraftwerke keine Alternative zu erneuerbaren Energien. Sie sind zu teuer, zu langsam und finanziell riskant.“ Tatsächlich könnte China mit seinem massiven Ausbau der Solarenergie bis 2030 so viel Strom produzieren, dass es die gesamte heutige Atomstromerzeugung weltweit übertrifft.

Fazit: Die Atomkraft erlebt keine Renaissance – zu teuer, zu langsam und im Vergleich zu erneuerbaren Energien nicht wettbewerbsfähig.

Nach den IAEA-Daten (Stand: 23.01.2025) wurden 2024 neue Kernkraftwerke mit einer Gesamtleistung (netto) von 6.813 MW ans Netz angeschlossen. Diese befinden sich in den Vereinigten Arabischen Emiraten (Barakah-4, 1.310 MW), China (Fangchenggang-4, 1.000 MW und Zhangzhou-1, 1.126 MW), Indien (Kakrapar-4, 630 MW), Frankreich (Flamanville-3, 1.630 MW) und den USA (Vogtle-4, 1.117 MW). Gleichzeitig wurden 2024 weltweit alte Atomkraftwerke mit einer Gesamtleistung (netto) von 2.891 MW stillgelegt, darunter Kursk-2 (925 MW) in Russland, Maanshan-1 (936 MW) in Taiwan sowie die beiden Pickering-Atomkraftwerke 1 und 4 (jeweils 515 MW) in Kanada.

PM: Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR)
Foto: Freepik.com / engel.ac

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